Eine inhaltlich polemische und einseitige Zusammenfassung der letzten Tage.
Ich bin schuldig, denn ich habe es getan. Ich habe mir die Rede Donald Trumps in ihrer ganzen Länge angesehen, in Erwartung, dass sich der alte senile Mann in einer Creep-Show präsentiert. Was soll ich sagen, er hat geliefert.
Inzwischen vermute ich, dass die allermeisten Zuhörer das Gestammel und die Aneinanderreihung wirren Zeugs, Lügen und Selbstbeweihräucherung antaten, um sich an dem Niedergang Trumps zu ergötzen. Trump hat es natürlich nicht begriffen, aber die Welt lacht nicht mehr mit ihm, sie lacht ihn aus.
Doch die letzten Tage waren gruselig, und dabei untertreibe ich noch. Die ständigen Provokationen Russlands mit Drohnen über Polen und vermutlich auch Kopenhagen und Oslo. Russische Kampfjets über mehreren EU-Gebieten. Russische Drohnen, vermutlich über wichtiger deutscher Infrastruktur, und einige Vorstöße russischer Einheiten in der Ukraine.
Auch die Absetzung Jimmy Kimmels vom Sender ABC, welcher zur Disney-Company gehört, schien den Sieg Trumps über die Meinungsfreiheit zu manifestieren.
Doch wer die Vorgänge im Einzelnen verfolgt hat, ein bisschen wühlt und eins und eins zusammenzählt, dem ergibt sich ein anderes, durchaus positiveres Bild.
2025 ist es den Russen nicht gelungen, eine größere Stadt zu erobern, abgesehen von der Rückeroberung Sudzhas in Kursk und dem Ort Torezk. Die Vorstöße einzelner russischer Einheiten, von deutschen Medien leider zu oft als Beweis für die existierende russische Dampfwalze interpretiert, entwickelten sich durchgehend zu Todesfallen für eingekesselte russische Soldaten. Ein Vorstoß auf feindlichem Territorium macht nur Sinn, wenn der Angreifer in der Lage ist, die Flanken zu sichern. Putins Leute sind dazu offensichtlich nicht in der Lage. So sehen diese Angriffe zwar zunächst gut auf der Karte aus, sind aber nicht von Dauer. Gleichzeitig zerlegt die Ukraine mit ihren selbst produzierten Drohnen die russische Infrastruktur, vornehmlich Raffinerien, so dass Putin den Exportstopp von Treibstoffen verbieten musste. Nur der Verkauf von Rohöl ins Ausland ist noch möglich, aber bei weitem nicht so lukrativ. Dass Putins Rücklagen fast aufgebraucht sind, ist ein offenes Geheimnis. Die Möglichkeiten, diese wieder aufzufüllen, schwinden mit jeder Drohne, die ihr Ziel erreicht. Allein die Tatsache, dass die Drohnen ihre Ziele erreichen, sagt viel über die desolate Flugabwehr Russlands aus, die nicht mehr zu bestehen scheint.
Bereits seit Februar sind die baltischen Staaten vom russischen Stromnetz unabhängig. Ein Ziel, das für 2028 gesteckt war, wurde aufgrund der russischen Aggression schneller vorangetrieben. Seither ist Kaliningrad stromtechnisch auf sich allein gestellt. Gleichzeitig wurde der Schutzschild Ost zwischen der Exklave Kaliningrad und Belarus vorangetrieben und die NATO sinniert bereits über die eventuelle Eroberung Kaliningrads.
Doch am bemerkenswertesten ist der Post von Trump auf seiner eigenen Plattform Truth Social vom gestrigen Tag, der aufhorchen lässt.
Nachdem ich mich mit der militärischen und wirtschaftlichen Lage der Ukraine und Russlands vertraut gemacht und sie vollständig verstanden habe und nachdem ich gesehen habe, welche wirtschaftlichen Probleme sie Russland bereitet, denke ich, dass die Ukraine mit der Unterstützung der Europäischen Union in der Lage ist, zu kämpfen und die gesamte Ukraine in ihrer ursprünglichen Form zurückzugewinnen. Mit Zeit, Geduld und der finanziellen Unterstützung Europas und insbesondere der NATO ist die Wiederherstellung der ursprünglichen Grenzen, von denen aus dieser Krieg begonnen hat, durchaus eine Option. Warum auch nicht? Russland führt seit dreieinhalb Jahren einen ziellosen Krieg, den eine echte Militärmacht in weniger als einer Woche hätte gewinnen können. Das zeichnet Russland nicht aus. Tatsächlich lässt es das Land eher wie einen „Papiertiger“ erscheinen. Wenn die Menschen in Moskau und allen großen Städten, Gemeinden und Bezirken in ganz Russland erfahren, was wirklich mit diesem Krieg los ist, dass es für sie fast unmöglich ist, Benzin zu bekommen, weil sich lange Schlangen bilden, und all die anderen Dinge, die in ihrer Kriegswirtschaft passieren, wo der größte Teil ihres Geldes für den Kampf gegen die Ukraine ausgegeben wird, die einen großen Geist hat und immer besser wird, wäre die Ukraine in der Lage, ihr Land in seiner ursprünglichen Form zurückzuerobern und, wer weiß, vielleicht sogar noch weiter zu gehen! Putin und Russland stecken in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, und jetzt ist es an der Zeit, dass die Ukraine handelt. Auf jeden Fall wünsche ich beiden Ländern alles Gute. Wir werden weiterhin Waffen an die NATO liefern, damit die NATO damit machen kann, was sie will. Viel Glück an alle! |
Offensichtlich das Ende einer jahrelangen Bromance. Die Ratte verlässt das sinkende Schiff.
Gestern erlebte Jimmy Kimmel ein fulminantes Comeback. ABC stellte den zuvor abgesetzten Late-Night-Host wieder ins Programm. Grund dürfte das Verhalten der Kundschaft gewesen sein, nachdem Server von Disney+ die Flut an Kündigungen nicht mehr bewältigen konnten. Selbst Politwendehälse wie Ted Cruz äußerten sich kritisch über die Einflussnahme des Präsidenten bei der Programmgestaltung von US-Sendern. Kimmel erhielt mehr mediale Aufmerksamkeit als jemals zuvor. Landesweit verfolgten hundertmal mehr Zuschauer die Sendung als üblich (MSNBC). Eher ein Schuss ins eigene Knie als ein Sieg Trumps.
Gleichzeitig wird berichtet, dass Alexandria Ocasio-Cortez (AOC) mit der Präsidentschaft in den USA liebäugelt. Eine erfolgreiche und populäre Kandidatin des demokratischen linken Flügels. Aber auch der Gouverneur Kaliforniens, Gavin Newsom, bekannt für seine Memes gegen Trump, wäre ein Kandidat, mit dem es sich leben ließe und dem große Chancen einzuräumen sind. Dass die Zustimmung Trumps und seiner Politik auf einem historischen Tief ist, beweist folgende Karte.
Midterm-Wahlen USA — Countdown
Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, wie die AFD und die Wagenknecht-Jünger auf das miserable Abschneiden ihrer Idole Trump und Putin reagieren werden. Vermutlich werden diese behaupten, dass sie nie für Putin oder Trump waren, aber immer gegen den Krieg.
Was in den USA passiert, darauf haben wir wenig Einfluss. Ob die Ukraine am Ende gewinnen wird oder nicht, das liegt vor allem an der Bereitschaft der EU, diese zu unterstützen. Die Bundesregierung würde gut daran tun, ihre Unterstützung für die Ukraine weiter auszubauen und keinesfalls zurückzufahren. Das ist der beste Schutz für unsere eigenen Grenzen und es wäre ein Garant für die guten Beziehungen zu dem zukünftigen Powerhaus Europas, der Ukraine. Europa wird nach dem Niedergang Putins an Macht und Einfluss gewinnen und vielleicht zur Supermacht aufsteigen. Ein erstrebenswerter Platz für den letzten wirklich freien Kontinent.