Die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele 2024 in Paris laufen auf Hochtouren und machen auch nicht vor den französischen Grundschulen halt.
Bereits seit über einem Jahr unterhält meine Frau, Direktorin einer Zwerggrundschule auf dem Lande, eine Patenschaft mit der 800 Meter Läuferin Charlotte Pizzo (Wiki).
Charlotte und Marie im Februar
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Nach der gewonnenen Hallenmeisterschaft 2023
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Nach einem zweiten Platz bei den französischen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften 2018 in Liévin wurde Charlotte bei den französischen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften 2019 in Miramas, 2020 und 2023 zur französischen Hallenmeisterin im 800-Meter-Lauf gekürt. 2023 dürften wir in Clermont-Ferrand zugegen sein, als sie ihre dritte Meisterschaft gewann. Derzeit bangt Charlotte allerdings noch um ihre Teilnahme bei den Olympischen Spielen.
Charlotte besucht regelmäßig die Schule meiner Frau, um den Kindern vom Leben als Profisportlerin zu berichten. Diese Besuche enden mit einer gemeinsamen Sportstunde und Spielen auf dem Schulhof. Eine Athletin hautnah für die Kinder, und wenn Charlotte keine Berühmtheit ist, so sind ihre Besuche eine angenehme Abwechslung für alle Beteiligten.
Gestern erhielt die Schule vom Paketboten ein kleines Paket mit 28 Heftchen, die an die Schüler am selben Tag ausgehändigt werden sollen. In allen Grundschulen an sämtliche Schüler am selben Tag.
In diesem Heftchen klebt eine Sondermünze für die Spiele im Wert von 2 €.
Die gesamte Aktion soll dem französischen Steuerzahler 16 Millionen Euro kosten, bei 4 Millionen ausgelieferten Exemplaren, was natürlich zu berechtigter Kritik führt. Wie kann es sein, dass für solche Werbekampagnen riesige Summen bereitstehen, während gleichzeitig der Bildungssektor vor erheblichen Kürzungen steht und Geld an allen Ecken und Enden fehlt? Was werden Kinder aus ärmeren Familien mit den 2 € Münzen machen? Vermutlich nicht als Erinnerungsstück aufbewahren.
Natürlich ist es eine Werbekampagne und natürlich hätte man das Geld für etwas Sinnvolleres nutzen können. Allerdings: Nach der Fußball-WM 1998 in Frankreich erlebte die französische Wirtschaft einen einmaligen Boost. Sollten die Olympischen Spiele erfolgreich verlaufen, könnte sich die Geschichte wiederholen und sich die Investitionen als lohnenswert erweisen. Da die Spiele nur gelingen können, wenn die Bevölkerung dahinter steht, sind die 16 Millionen Euro eventuell langfristig besser angelegt als so manch andere Werbestrategie.