Paris um die Mittagszeit. Ich stehe in einer langen Schlange. Die Ausgabe der Olympischen Uniformen der ehrenamtlichen Mitarbeiter hat begonnen. Es überrascht mich, wie lange die Schlange ist. Schließlich wurden genaue Zeittranchen vergeben. Dennoch versammeln sich geschätzte 400 Personen vor dem Eingang zu einem Messesaal im Süden von Paris an der Avenue Ernest Renan.

Totenstille herrscht in der Reihe. Ich frage mich, ob es mit dem Schuldspruch der Geschworenen im Fall Trump zu tun hat, und muss vor Freude grinsen.

Die ersten 100 Personen werden eingelassen und es vergehen gut 30 Minuten, bis die zweite 100er-Gruppe den Saal betreten darf. Erneut finde ich mich in einer Schlange wieder, die wie an einem Flughafen strukturiert ist. Sobald ein Schalter frei wird, wird man zu sich gewunken.

Ich werde von einem Herren in meinem Alter und in gebrochenem Französisch in Empfang genommen. Er nimmt meine Personalien auf und vergleicht diese mit den vorliegenden Daten und versucht sich in einem Scherz, den ich höflich wegläche. Zur Verabschiedung drückt er mir noch zwei Karten für den Regionalverkehr in die Hand, damit ich während der Spiele umsonst mobil bin.

Auf zum nächsten Schalter: Wieder stehe ich in einer Schlange, die aber nur aus einer Handvoll Personen besteht. Ich nutze die Gelegenheit und quatsche einen Herren neben mir an. Mir hat sich inzwischen die Frage gestellt, ob die Navigo-Karte für den Transport auch für den Zeitraum gilt, in dem ich für die Spiele eingeteilt bin, die aber vor oder nach den eigentlichen Spielen stattfinden. Schließlich beginnt mein Einsatz bereits eine Woche vor der Eröffnungsfeier. Er findet schnell die entsprechende Textstelle auf der Karte und kann meine Frage mit „Ja“ beantworten.

Schon bald wird mein Vorname aufgerufen und eine Dame, diesmal asiatisch aussehend, wieder mit gebrochenem Französisch, drückt mir mit einem großen Lächeln meinen Ausweis für die Olympischen Spiele in die Hand.

Gemeinsam mit dem netten Herren machen wir uns auf den Weg zur Ausgabestation der Uniform, zirka 800 Meter entfernt. Wieder eine kurze Schlange. Diesmal werde ich von einer netten jungen Dame in Empfang genommen, die keinen Akzent, aber eine undeutliche Aussprache hat. Diesmal wird es richtig schwierig und es tut mir leid, dass ich mich so sehr zu ihr rüberbeugen muss. Ich will halt verstehen, was sie mir zu sagen hat.

Bevor es zum Anprobieren geht, trinken wir noch gemeinsam einen Kaffee. Er erzählt von seiner Mission: Sicherung der Rennstrecke für die Radfahrer. Erst in den Umkleidekabinen trennt sich unser Weg.

Mit einem Blatt in der Hand, auf dem die Größen der einzelnen Kleidungsstücke markiert sind, sollen die uns passenden Größen angekreuzt werden. Danach geht es zur Ausgabe der Kleidungsstücke. Soweit, so unspektakulär.

Zuhause angekommen nimmt meine Frau meine Tasche mit der Uniform in Beschlag, um sie ihren Schülern zu präsentieren. Erstmals nehme ich meinen Ausweis in die Hand und sehe, was da drauf steht: Zugang zu sämtlichen Sportstätten, Zugang zum internationalen Sendezentrum, Zugang zum Pressezentrum, Zugang ins Olympische Dorf und zu den Wohnblöcken, Zugang zum Transportsystem der Athleten – Jackpot!

 

Bücher

  • Das Türkenhaus

    Deutschland im Herbst 1988. Der siebzehnjährige Christian leidet unter hypnopompen Halluzinationen. Seit dem Tod seiner ersten großen Liebe weicht ihm seine Fantasiefreundin Anna aus Kindheitstagen nicht mehr von der Seite. Sein behandelnder Psychologe erwägt, Christian aufgrund selbstverletzendem Verhaltens in eine psychiatrische Klinik zu überstellen.

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  • Lord ohne Filter

    Bei einem Spaziergang mit seinem Hund lernt der dreizehnjährige Oliver die gleichaltrige Ines kennen. Oliver bietet Ines eine Zigarette an, die er seiner Mutter zuvor stibitzte. Da er den leichten Zigaretten die Filter abbricht, wird das Rauchen von Lord ohne Filter zu Ines und Olivers Spezifikum. Doch es gelingt Ines und Oliver in den folgenden Jahren nicht, ein Paar zu werden.

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  • Die Lopare

    Über 250 Jahre ist es her, dass die Raumschiffe der Internationalen Raumflotte der Erde nach dem großen Krieg den Schritt wagten und in die Weiten des Weltalls aufbrachen, da sie im Sonnensystem keine Perspektive für sich sahen. Nachdem die Erde und ihre Kolonien im Sonnensystem sich von den Folgen des Konfliktes erhohlten und über überschüssige Ressourcen verfügen, bricht eine wissenschaftliche Flotte auf, um die nahen Sternensysteme zu erkunden.

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