Gestern erhielt ich, wie zuvor angekündigt und doch rechtzeitig, mein Programm für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Natürlich fühlt man sich geehrt und nahezu priorisiert, bei einem solchen Großereignis eingebunden zu sein. Zum Glück erhielt ich den Zeitplan sitzend, so dass ich nur meine Schnappatmung in den Griff bekommen musste.
Die Informationen, die ich erhielt, waren bislang mehr als vage, und so manche Fehlinformation schlich sich in mein Hirn ein. Letzten Endes ist jedes Problem lösbar, wenn man es nur kennt.
Bislang war die Rede von 10 Einsätzen, die der durchschnittliche Ehrenamtliche während der Olympischen Spiele absolvieren muss. Zudem hieß es, dass wir maximal an 4 Tagen hintereinander zum Einsatz kommen sollten, um Ruhepausen zu gewährleisten. Das macht auch Sinn, wenn man bedenkt, dass in meiner Uniformtasche nur 4 Hemden zu finden sein werden, die natürlich auch mal gewaschen werden wollen. Ich lebe zwar in der Île-de-France, also im Pariser Raum. Allerdings im äußersten Rand, einige hundert Meter zur Grenze an das Département Loiret. Es ist aber doch zu weit weg, als dass ich spontan für ein paar Stunden nach Hause kann, um die Waschmaschine anzuwerfen. Meine Schichten beginnen fast alle um 14 Uhr 30 und gehen bis 22 Uhr 30. Noch sind die Fahrpläne der Bahn für die Zeit während der Olympischen Spiele nicht bekannt. Zweifelhaft, dass Sonderzüge in die Pampas eingesetzt werden, um ehrenamtlichen Mitarbeitern die Heimfahrt zu ermöglichen.
Der Arbeitsplan für die Spiele beginnt am 15. Juli, 11 Tage vor der Eröffnungszeremonie auf der Seine, und endet am 15. August, vier Tage nach dem Erlöschen der Olympischen Flamme.
Mein erster Einsatz ist erst am 20. Juli und, soweit ich das interpretiere, gehört es zu meinen Aufgaben, die (hoffentlich deutschen) Athleten einzuquartieren. Da meine Englischkenntnisse beim Vorstellungsgespräch intensiv geprüft wurden, kann mein Aufgabenbereich auch weiterreichen.
In den folgenden 24 Tagen werde ich 21 Mal zum Einsatz kommen. Die erste Runde nur an drei Tagen, ein Tag Pause, danach 3 mal 6 Tage mit jeweils einem Tag Unterbrechung.
Zum Glück habe ich gute Freunde in Paris, die mich während der Spiele beherbergen wollen, da ich sonst vor einem größeren logistischen Problem stehen würde. Unterkünfte sind zu einem normalen Preis nicht zu bekommen und für einen Normalsterblichen kaum bezahlbar. Auch erhebe ich für mich den Anspruch, nicht um 22 Uhr 30 den Hammer fallen zu lassen, um irgendwie den letzten Zug zu ergattern. Ich will die Spiele ja auch genießen.
Bei den Paralympics sieht der Zeitplan ähnlich voll aus: An 13 von 16 Tagen. Hier werden die Schichten bereits um 21 Uhr 30 enden und nur einmal muss ich an 5 Tagen hintereinander ran.
Es ist also ein vollgepacktes Programm und ich freue mich auf die Tage in Paris, denn sind wir mal ehrlich: Die Tage werden anstrengend, aber beschweren darf ich mich auch nicht, schließlich sind meine Frau und mein Pariser Freund bislang nicht genommen worden.