Bereits am Vortag habe ich eine WhatsApp an meine zukünftige Mitstreiterin geschickt. Sie hat dies bislang noch nicht geöffnet. Erst als ich die Metrostation verlasse, erhalte ich eine Antwort. Auf dem Fußweg des Dorfes sende ich ihr erneut eine WhatsApp zum Teilen der Position und mir fällt auf, dass die Dame, die vor mir geht, zeitgleich eine Nachricht erhält. Ich frage „Valentine?“.
Tatsächlich ist sie es.
Wir gehen zusammen in den Pausenraum und da unsere Schicht eh erst in einer Stunde beginnt, gönnen wir uns einen Kaffee. Ich erzähle ihr kurz vom Vortag und versuche sie darauf vorzubereiten, was uns erwartet. Da ich noch nichts von den Bahamas gehört habe, nehmen wir uns die Zeit und wir drehen eine Runde durchs Dorf. Mehr und mehr Athleten bevölkern die Straßen, und sämtliche Vorschriften zur Sicherheit, die für uns gelten, spielen bei denen keine Rolle. Mehrere Male müssen wir auf dem Gehweg zur Seite springen, weil ein Radfahrer vorbei will. Immerhin, einige klingeln.
Wir gehen in unser Servicecenter und geben den derzeitigen Stand weiter. Die Bahamas haben bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt, weil nicht nur ich Schwierigkeiten habe, mit ihnen zu kommunizieren. Wie sich später herausstellt, hat Valentine ein Jahr auf Martinique gelebt und kommt mit deren Aussprache um ein Vielfaches besser zurecht als ich. Es ist alles nur ein Kommunikationsproblem. Um dieses etwas einzudämmen, bitte ich im Büro, welches für die Teams aus Nordamerika und der Karibik zuständig ist, mit mir einige Informationen zu teilen. Ich werde aber harsch zurückgewiesen, da man nur mit dem Chef of the Mission kommunizieren würde. War einen Versuch wert.
Nach einigen Stunden erhalten wir wieder eine Nachricht und Cora bittet uns auf ihr Zimmer. Sie kommt mit einer Liste von Fragen auf uns zu und wir werden versuchen, diese nach und nach abzuarbeiten. Das braucht seine Zeit, aber wir erfahren dabei eine Menge über den Ablauf und beginnen zu begreifen, an wen wir uns bei Problemen wenden können. Natürlich wurde uns das auf unserem Besuch vor zwei Wochen alles gesagt, ich will dem nicht widersprechen: Eine kleine Broschüre als Wegweiser, eine Karte und die wichtigsten Telefonnummern hätten vieles erleichtert und nicht die Welt gekostet.
Das nächste Problem: Roy hat mir einen Umschlag für den Verleihwagen gegeben und ich habe verstanden, dass ich diesen zurückgeben soll. Tatsächlich sollte ich diesen lediglich näher an das Dorf bringen, auf einen Parkplatz, den ich nie gesehen habe und der auch auf keiner Karte verzeichnet ist. Zum Glück verweigert man mir die Rücknahme, da sie einen Beleg der Missionschefin brauchen.
Valentine bietet sich auch als Fahrerin an, nur hat sie leider ihren Führerschein verloren. Spontan quatscht sie einen Polizisten vor einem der großen Sicherheitswagen an. Nach Aufnahme der Personalien schickt er ihr einige Minuten später eine Kopie des Führerscheins via WhatsApp, mit der sie sich in das Register für die Fahrerflotte eintragen lassen kann. Ich bin beeindruckt und frage mich, ob das in Deutschland auch gegangen wäre.
Der Folgetag ist mein freier und ich merke, dass ich ihn benötigt habe. In den letzten beiden Tagen habe ich jeweils 20 Kilometer zu Fuß zurückgelegt und es war auch sonst recht anstrengend. Ich stehe mit Valentine im Kontakt und sie hat das mit dem Wagen am Ende gut gemanagt, und morgen ist sie es, die mich briefen wird. Freue mich darauf.