Es ist leider so und es tut mir auch leid, aber ich habe bereits nach vier Tagen im Olympischen Dorf meine Mission als NPC-Assistent beendet. Um mich nicht zu verzetteln, versuche ich, die letzten Tage chronologisch aufzuschlüsseln, weswegen ich mich am Ende zu diesem Schritt entschlossen habe.

1. Freitag, 16. August

Fast gewohnheitsmäßig besuche ich die Internetplattform der Volontaires. Mir fällt auf, dass sämtliche Kalenderdaten gelöscht sind. Da ich davon ausgehe, dass die Daten überarbeitet werden, denke ich mir nichts dabei und beschließe abzuwarten. Meine Mission soll nach dem letzten Plan, den ich mir ausgedruckt habe, am Montag, dem 26. August beginnen.

2. Mittwoch, 21. August

Es hat sich wieder was in meinem Kalender getan. Allerdings haben sich sämtliche Uhrzeiten geändert, und was mich am meisten stutzig macht, mein Einsatzbeginn wäre nun bereits am Montag, dem 19. August gewesen. Ein Aufklappfenster weist mich darauf hin, dass es für die Onlinebestätigung zu spät sei. Ich denke weiterhin, dass an dem Kalender gearbeitet wird, und ignoriere noch die Änderungen.

3. Donnerstag, 22. August

Mein Handy klingelt. Es ist Faustine aus dem Olympischen Dorf, die mich fragt, wo ich denn bliebe. Ich erkläre ihr die Sachlage und Faustine hört mir sogar zu. Ich kenne die junge Dame. Wir sind uns bereits im Büro für die karibischen Delegationen begegnet. Sie vermutet auch einen Bug und wir verbleiben dabei, dass ich am Montag meine Mission beginne. Nur die Uhrzeiten haben sich geändert, was mir aber nicht wichtig ist. Am Ende verrät sie mir noch meine Delegation, da ich weiterhin keine E-Mails aus dem Dorf erhalte: Pakistan.

4. Montag, 26. August

Es ist acht Uhr und ich stehe im NPC-Büro geduldig in einer langen Schlange. Mehrere Ehrenamtliche treten heute ihren Dienst an und die müssen erst aufgeteilt werden. Als ich an der Reihe bin, wird mir eine pakistanische Telefonnummer gegeben, bei der ich mich über WhatsApp melden soll. Allerdings würden diese erst um 16 Uhr landen und somit kaum vor 19 Uhr im Dorf eintreffen. In welchem Gebäude Pakistan untergebracht werden soll, kann sie mir allerdings nicht sagen. Bei dem Gespräch bekomme ich mit, dass auch mein Nachbar in Pakistan eingeteilt ist. Wir tauschen uns unsere Nummern aus und ich erfahre, dass er die nächsten beiden Tage nicht da sein wird. Wie sich herausstellen wird, ist er für die Eröffnung der Spiele eingeplant.

Ich schreibe eine WhatsApp an Mahmoud, den Chef der Delegation, und beschließe, wenigstens bis zum Mittagessen im Dorf zu bleiben. So kann ich zumindest mein Mittagessen mitnehmen. Ansonsten gibt es nichts zu tun. In der Kantine begegnen mir zwei junge Damen, die ich von den Olympischen Spielen kannte. Auch Sie haben an diesem Tag nichts zu tun. Wir verquatschen uns und ich verlasse erst um 16 Uhr das Dorf, genau zu meinem Schichtende.

5. Dienstag, 27. August

Wieder bin ich im Dorf und da Mahmoud meine WhatsApp nicht gelesen hat, habe ich bereits um 6 Uhr eine SMS verschickt, die bislang unbeantwortet blieb. Im Foyer des NPC-Gebäudes frage ich an, wie ich an die Adresse der pakistanischen Delegation kommen könnte, und sie raten mir, in das Büro der Delegationen zu gehen. Eigentlich ein Bereich, der für uns verboten ist. Dennoch marschiere ich in die erste Etage und warte in der asiatischen Sektion, die nicht besetzt ist. Valantin aus dem NPC-Büro kommt zufälligerweise vorbei und sagt mir, dass mir nur in seinem Büro gesagt werden kann, wo die Pakistanis sind. Also stiefel ich eine Etage höher und tatsächlich: Man gibt mir die Hausnummer D15, aber keine Zimmernummer oder ein Stockwerk.

Im Haupteingang von D15 finde ich nichts, was auf die Präsenz der Pakistans hinweist. Keine Flagge, keine Liste der Bewohner, nur ein weißer Flur. Ich quatsche eine vorbeilaufende Volontairin an und die sagt mir, dass einige Delegationen am Flughafen festsitzen würden, und das könnte auch bei Pakistan der Fall sein. Ich versuche es noch in dem Verwaltungsbüro des Hauses D15, aber auch hier kann man mir keine Zimmernummer nennen.

Ich bin wieder verdammt zum Warten. Nach dem Mittagessen verbringe ich die meiste Zeit im Volontaire-Warteraum, da dieser klimatisiert ist. Draußen herrschen mehr als dreißig Grad. Hier unterhalte ich mich mit mehreren Gestrandeten, die von Ihrer Delegation nicht gebraucht werden. Das kann bei Pakistan natürlich auch der Fall sein. Ich habe mich gerade lang gemacht, als eine Dame mich mit Gehörlosensprache auffordert, Platz zu machen und ihr beim Aufbauen zu helfen. Sie wird einen Crashkurs in der Gehörlosensprache geben und, da ich nichts zu tun habe und auch von Mahmoud nichts gehört habe, nehme ich gerne daran teil. Wieder verlasse ich um 16 Uhr das Dorf.

6. Mittwoch, 28. August Tag der Eröffnungsfeier.

Wieder bin ich um 8 Uhr im Dorf und marschiere in das NPC-Büro. Da ich weiterhin keine Neuigkeiten von den Pakistanis habe, frage ich an, ob ich in eine andere Delegation gehen kann. Mir wird Mali vorgeschlagen und wir einigen uns darauf, dass ich mich mit dem Chef dieser Delegation kurzschließen werde, und ich würde Faustine informieren, ob ich wechseln würde oder nicht. Wieder bekomme ich eine Telefonnummer. Diesmal antwortet der Chef zeitnah und gibt mir Wohnhaus und Zimmernummer. Als ich dort eintreffe, ist er aber nicht vor Ort, sondern in der Kantine für die Athleten. Dort soll ich doch bitte hin. Ich weise den netten jungen Mann darauf hin, dass ich nicht in diese Kantine darf, aber er erwidert sorglos: Dann könne der Chef ja rauskommen.

In das Gebäude selbst werde ich problemlos eingelassen, aber bereits auf dem halben Weg zum Halal-Raum werde ich von zwei Personen in Staff-Uniform gestoppt. Good Cop/Bad Cop: Während die Dame höflich mit mir spricht und mich fragt, warum ich in der Kantine wäre, reagiert der junge Mann auf meine Anwesenheit sehr bestimmend und er will mich schon rausschmeißen. Aber die Dame autorisiert ausnahmsweise meinen Zutritt. Dieses Gehabe ging mir schon bei den OS auf den Nerv. Ich bin ja nicht zum Spaß hier, sondern wurde hierhin zitiert. Mich dafür zu entschuldigen, dazu habe ich kaum noch Lust.

Die Halal-Kantine ist zum Glück relativ leer. Nahe am Eingang entdecke ich einen kräftig gebauten schwarzen Herren im Rollstuhl. Ich frage ihn, ob er der Chef der malischen Delegation sei, was er lächelnd bestätigt. Er berichtet mir, dass er zwar bereits zwei Volontaire habe, diese seien aber fast nie da, weil sie nebenbei arbeiten würden. Auch hätte man sie abgezogen für die Vorbereitung der Eröffnungsfeier. Diese scheinen fast nur den Volontairen vorbehalten zu sein, die von Sponsoren gestellt werden. Auch das stößt bei mir etwas auf.

Kurze Zeit später taucht ein junger Chinese auf, der Amadou Diarra in die Kantine brachte und zwischenzeitlich selbst essen war. Der junge Mann ist Share-Pool, wird also immer dort eingesetzt, wo er gerade gebraucht wird. Beim Verlassen des Gebäudes erkläre ich der jungen Dame vom Staff, dass der Chef in einem Rollstuhl sitzt und nicht in der Lage sei, diesen selbst über längere Entfernungen zu bewegen. Sie bittet mich, im NPC-Büro eine Lösung dafür zu suchen. Vorweg: Es wird keine Lösung geben.

Den Rückweg zum Gebäude von Mali gehen wir gemütlich an. Amadou ist zudem Raucher, was zu einem Stop an jeder Raucherecke führt, an der wir vorbeikommen. Aber zwischen uns dreien entwickelt sich ein sehr nettes Gespräch. Es geht um Politik, die Kolonialzeit und das Studium. Der chinesische Student spricht überraschend gut Französisch, womit sich die Kommunikation problemlos entfaltet.

Im Apartment von Mali sprechen wir das Programm der nächsten Tage ab. Der Freitag, der Sonntag und der Montag versprechen, anstrengend zu werden. Ich soll Amadou zur Besprechung der Missionschefs begleiten, die um sieben Uhr beginnt. Vormittags seien die Wettkämpfe und abends müsste ich mit ihm auf verschiedene Galas. Von 7 bis 22 Uhr ist lange, aber da es nur drei Tage sind und ich dankbar bin, einen interessanten Einblick zu bekommen, sage ich natürlich gerne zu. Der Chef bittet mich, ihn abends zum Dorfplatz zu begleiten, damit er von dort die Eröffnungsfeier sehen kann. Das sage ich gerne zu, auch wenn ich wieder meine Zeiten überschreiten werde. Alles besser als nichts zu tun.

Zwischendurch gehe ich in die Kantine und als ich zurück zu den Malis komme, beginnen diese sich bereits für die Eröffnungsfeier vorzubereiten und einzukleiden. Ich werde gebeten, Fotos zu schießen, und am Ende wird darauf bestanden, dass ich mich dazu geselle. Eine Geste, die ich von den Bahamas nicht kannte.

Nach dem Abmarsch der Delegation lade ich Amadou ein, mit mir durch das Dorf spazieren zu gehen, bevor wir die Eröffnungsfeier ansehen. Ich biete ihm an, ein Foto von ihm am Paralympics-Symbol zu schießen, und er nimmt es gerne an. Er hat außer der Kantine noch nichts von dem Dorf gesehen und da das Logo auf der anderen Seite steht, kann er sich so einen Überblick über das ganze Dorf verschaffen. Kurz vor dem Anstieg zu dem Symbol signalisiert der Chef, dass er auf die Toilette muss, und ich schiebe ihn in die Olympia-Bar. Auch diese ist eigentlich verboten für mich, aber die Angestellten dort sind sehr nett und bieten mir wie allen anderen Besuchern auch kostenlose Getränke an. Diese Bar wird von der Coca-Cola Company betrieben, die auch als Hauptsponsor tätig ist. Amadou lässt sich einen Muffin und einen Kaffee geben und isst diesen genüßlich. Beim Verlassen der Bar kommen wir noch an einer Auslage vorbei, in der es kostenlose Bananen und Schokoriegel gibt. Chef kann nicht vorbeigehen, ohne sich zu bedienen, und ich muss an meinen Vater denken, dem das auch nicht gelungen wäre.

Amadou ist schwer, weswegen er den Rollstuhl nicht selbst bewegen kann. Jetzt, wo ich ihm die lange Zickzack-Rampe zum Paralympicslogo hochschiebe, bemerke ich das besonders. Er witzelt, dass ich in der Nacht sehr gut schlafen würde, aber was mir wirklich zu schaffen macht, ist die Hitze. Trotzdem erklimmen wir den Berg und nach einigen Warten gelingt es uns tatsächlich, von Amadou ein Foto zu schießen, wenn auch bei schlechten Lichtverhältnissen.

Ich schiebe den Chef über einen kleinen Umweg zurück auf den Dorfplatz und lasse mich auf einen Klappliegestuhl nieder. Es dauert keine zwei Minuten, als mich jemand vom Staff verscheuchen will, da diese Stühle nicht für Volontaires vorgesehen seien. Noch bevor ich etwas sagen kann, greift der Chef Gott sei Dank ein. Ich bin nach 12 Stunden im Dorf etwas müde und inzwischen gereizt, wenn man mich vertreiben will. Die Dame zieht wortlos ab, aber ich fühle mich jetzt unwohl hier. Ein weiterer Delegationskollege aus Mali kommt vorbei und verspricht mir, Amadou auf das Zimmer zu bringen. Somit kann ich die Fahrt in meine Unterkunft antreten. Wir haben uns für den nächsten Morgen um 8 Uhr verabredet.

7. Donnerstag, 29. August

Wie versprochen erscheine ich um 8 Uhr im Appartement der Malis und kurz darauf taucht Amadou auf. Wir führen ein Gespräch über Informatik und ich verspreche, im Internet nach guten und günstigen Laptops Ausschau zu halten, was ich inzwischen auch getan habe. Zuallererst will ich aber ins NPC-Büro gehen, um mich zu Mali überschreiben zu lassen. Pakistan hat sich noch nicht gemeldet. In der Nacht gegen 23 Uhr hat eine fremde französische Nummer bei mir angerufen. Da sie keine Nachricht hinterließ, habe ich das bis dahin ignoriert.

Im NPC-Büro herrscht die übliche Kindergartenstimmung. Anfangs fand ich es ja nett, nahezu charmant, wie die jungen Leute sich untereinander verhielten. Ich selber wollte ja auch kein Spielverderber sein. Langsam nervt es allerdings, dass man kein Gespräch mit jemandem vom Staff führen kann, ohne dass diese Person von den Kollegen abgelenkt wird, um sich Fotos zu zeigen, einen neuen lustigen Post oder sich einfach nur zu knuddeln. Ich werde irgendwie als Störenfried und Bittsteller degradiert. Faustine, die Kollegin vom Vortag und zusammen mit Lara die einzig wirklich Seriöse in diesem Büro, ist natürlich nicht da. Jetzt erfahre ich, dass ich nur Sharepool für Mali war. Schließlich hätten die ja schon zwei Volontaire und brauchten keinen Dritten. Dass ich noch niemanden gesehen hätte, zählt nicht. Es war schließlich Tag der Eröffnung. Lächelnd offeriert man mir, dass ich doch zu Gambia könnte. Nach einigen Hin und Her verspreche ich, mich bei Gambia zu melden. Ich lasse es mir aber nicht nehmen, mich bei Amadou zu verabschieden, auch wenn die im NPC-Büro das für nicht notwendig hielten. Wir versprechen, im Kontakt zu bleiben, und genervt gehe ich in den Pausenraum am anderen Ende des Dorfes, um einen Kaffee zu trinken und mich mit Gambia in Verbindung zu setzen. WhatsApp zeigt lange nur einen grauen Haken an. Erst gegen Mittag erhalte ich eine Nachricht von Hagie, dem Chef von Gambia, dass diese im Stadion wären. Er wäre aber bald zurück. Dann könnten wir uns treffen.

Zwischendurch schreibe ich Emelie eine WhatsApp. Sie ist meine Kollegin bei den OS gewesen, arbeitet in der Pressestelle des Europäischen Parlaments in Brüssel und schreibt unter anderem:

Du lachst, aber ich habe mich nach meiner Rückkehr zehn Tage lang zu Hause eingesperrt. Ich wollte niemanden sehen. Und ich versuche immer noch, meine Interaktionen so weit wie möglich einzuschränken.

Es ist wirklich zum verzweifen, dass sie nichts aus den Olympischen Spielen gelernt haben.

Es ist 15 Uhr, ich bin noch müde vom Vortag und überlege bereits zu gehen, da ruft mich Hagie in sein Appartment. Während des Gespräches sehe ich auch, dass Lara aus dem NPC-Büro mir eine Nachricht geschrieben hat. Ein Felix aus dem Büro des Missionschefs hätte ihr gesagt, dass Pakistan seit Tagen versuchen würde, mich zu erreichen, und ich soll mich bei dem Felix melden.

Ich bin bereits im Haus von Gambia, habe allerdings die Appartmentnummer falsch verstanden. Ich wecke daher einen ukrainischen Athleten, der zunächst sehr ungnädig guckt und meine Entschuldigung lächelnd annimmt. Es kommen Zweifel in mir hoch, ob es sich überhaupt lohnt, mich in Gambia zu melden, wenn man mich doch am nächsten Tag wieder abziehen würde. Also rufe ich Felix an. Dieser Felix macht mir Vorwürfe, dass ich mich nicht ausreichend bemüht hätte, die pakistanische Delegation zu finden. Als ich ihm erklären möchte, dass ich in seinem Büro war und natürlich niemanden antraf, unterbricht er mich und fragt mich unverschämt, ob er jetzt sprechen dürfe. Zuhören darf ich, selber was sagen nicht? Jetzt werde ich zum ersten Mal laut und sage ihm, dass er sich mit Lara in Verbindung setzen soll und die sich untereinander absprechen sollen. In zehn Minuten würde ich was von mir hören. "Wir werden sehen" antworte ich und ich lege auf.

Nach einer halben Stunde, wir haben bereits 16 Uhr und es ist Ende meiner Schicht, mache ich mich genervt auf dem Weg zum Ausgang. Länger darf ich eigentlich nicht bleiben. Kurz vor dem Gate ruft mich Lara an. Sie hört mir tatsächlich zu und sagt mir zu, dass ich fix in Gambia eingetragen werde. Ich sage ihr, dass dieser Felix bei mir nicht mehr anrufen soll. Schließlich bin ich eine erwachsene Person. Ich verlange keinen roten Teppich, aber zumindest, dass man mir zuhört. Ich merke an mir selber, dass die ständigen Zurechtweisungen und das Verscheuchtwerden Spuren hinterlassen haben und ich langsam aggressiv werde. Ich sage, dass ich jetzt eine Pizza essen werde, um mich zu beruhigen. Wir führen Smalltalk, lachen sogar und ich schreibe eine WhatsApp an Gambia, dass ich am nächsten Morgen um 8 Uhr dort sein werde.

Kurz vor der Metro klingelt mein Telefon. Es ist Mahmoud der Pakistani. Er sitzt gegenüber Felix, der mich nicht mehr anrufen darf, und er bittet mich, zurück ins Dorf zu kommen, damit er mich kennenlernen kann. Er klingt sehr vernünftig und freundlich und mir fällt es schwer, nein zu sagen. Also verabreden wir uns für eine Dreiviertelstunde später in seinem Appartement.

Ich vergleiche seine Nummer mit der meiner Anrufliste, weil Mahmoud darauf beharrt, er hätte mich seit Tagen versucht zu erreichen. Tatsächlich finde ich zwei Anrufe seiner Nummer Dienstagnacht. Da er nicht versucht hat, mich zu zivilen Zeiten anzurufen, keine Sprachnachricht hinterließ oder eine SMS sendete, wird mir bei den Pakistanis etwas mulmig. Also rufe ich erneut bei Lara an. Sie lacht herzhaft und bestätigt mir, dass ich fest bei Gambia eingetragen sei, und ich brauche mir keine Sorgen zu machen. Also sende ich per SMS eine Nachricht an Mahmoud, dass ich jetzt fest bei Gambia eingetragen sei, stelle genervt mein Telefon aus und fahre zurück in mein Appartment.

Als ich gegen 20 Uhr mein Telefon wieder einschalte, erhalte ich die Nachricht von Hagie aus Gambia, das NPC-Büro habe einen anderen Volontaire namens Moritz vorbeigeschickt und dieser jetzt bei ihm sei. Ich würde nicht mehr benötigt werden.

Das war der Moment, an dem ich beschlossen habe, den Hammer fallen zu lassen.

Freitag, 8. August

Am Abend habe ich Lara eine WebEx geschrieben, um ihr mitzuteilen, was vorgefallen ist. Jetzt, am folgenden Morgen, schiebe ich nach, dass ich mein Zimmer räumen würde und nach Hause fahre. Einen weiteren Tag im Pausenraum oder eine weitere Zurechtweisung vom Staff würde ich nicht aushalten.

Es entwickelt sich ein überraschend netter Chat, in dessen Verlauf sich Lara sogar entschuldigt und in dem sie es schade fände, dass ich schlechte Erfahrungen im Dorf gesammelt hätte.

Ich antworte ihr, dass ich zwar enttäuscht, aber mit einem Lächeln gehen würde. Schließlich habe ich tolle Leute aus der ganzen Welt und der verschiedensten Religionen und Hautfarben kennenlernen dürfen. Sie hat sich noch für mein Lächeln bedankt.

Nachschlag.

Der Chef der malischen Delegation hat mich gerade angerufen und mich gefragt, wie es mir ginge. Es hätte alles so schön werden können...

 

Bücher

  • Das Türkenhaus

    Deutschland im Herbst 1988. Der siebzehnjährige Christian leidet unter hypnopompen Halluzinationen. Seit dem Tod seiner ersten großen Liebe weicht ihm seine Fantasiefreundin Anna aus Kindheitstagen nicht mehr von der Seite. Sein behandelnder Psychologe erwägt, Christian aufgrund selbstverletzendem Verhaltens in eine psychiatrische Klinik zu überstellen.

    Weiterlesen: Das Türkenhaus

  • Lord ohne Filter

    Bei einem Spaziergang mit seinem Hund lernt der dreizehnjährige Oliver die gleichaltrige Ines kennen. Oliver bietet Ines eine Zigarette an, die er seiner Mutter zuvor stibitzte. Da er den leichten Zigaretten die Filter abbricht, wird das Rauchen von Lord ohne Filter zu Ines und Olivers Spezifikum. Doch es gelingt Ines und Oliver in den folgenden Jahren nicht, ein Paar zu werden.

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  • Die Lopare

    Über 250 Jahre ist es her, dass die Raumschiffe der Internationalen Raumflotte der Erde nach dem großen Krieg den Schritt wagten und in die Weiten des Weltalls aufbrachen, da sie im Sonnensystem keine Perspektive für sich sahen. Nachdem die Erde und ihre Kolonien im Sonnensystem sich von den Folgen des Konfliktes erhohlten und über überschüssige Ressourcen verfügen, bricht eine wissenschaftliche Flotte auf, um die nahen Sternensysteme zu erkunden.

    Weiterlesen: Die Lopare